Mit großer Traurigkeit habe auch ich vom Tod von Stephen Elliott erfahren – einem Menschen, der nicht nur durch sein Amt als Präsident der IKGH über viele Jahre hinweg eine zentrale Figur in der Welt der Guppyzucht war, sondern auch durch seine ruhige, bescheidene und freundliche Art im persönlichen Umgang.
Ich erinnere mich noch genau an unser erstes Treffen bei der Ausstellung in Žilina. Dort lernte ich Stephen persönlich kennen – zurückhaltend, aber mit einem aufrichtigen Interesse an jedem Gespräch. Diese ruhige Präsenz zog sich durch alle unsere Begegnungen, auch später bei weiteren Veranstaltungen, etwa in Wien, wo wir uns mehrmals bei Guppy-Ausstellungen getroffen haben. Auch dort war Stephen immer ein stiller Beobachter mit viel Wissen, das er nie laut, aber stets hilfreich weitergab.
In unserer weiteren Verbindung, vor allem über Facebook, entwickelte sich ein regelmäßiger Austausch, der für mich sehr wertvoll war. Trotz seiner gesundheitlichen Probleme nahm er sich immer wieder Zeit, um sich mit mir über Fische, Ausstellungen oder Entwicklungen in der Szene zu unterhalten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir seine Freude über meine Japan Blue Guppys, die ich regelmäßig ausstelle. Er schrieb mir, wie sehr ihn deren Farbgebung an seine allerersten Guppys erinnerte – ein schöner Kreis, der sich da geschlossen hat.
Stephen war ein Mann mit echter Leidenschaft für die Aquaristik, wobei sein Weg zu den Guppys ursprünglich über die Wildformen anderer lebendgebärender Arten führte – das hat er mir einmal in einem unserer Gespräche erzählt. Seine Liebe zur Vielfalt und Erhaltung von genetischen Linien war tiefgehend und geprägt von einem hohen Maß an Fachwissen.
Ein ganz besonderes Geschenk war für mich das Buch –JUDGING GUPPIES TO IKGH STANDARDS, das Stephen über Guppys geschrieben hat. Er hat es mir persönlich übergeben – eine Geste, die ich nie vergessen werde, nicht nur wegen des Inhalts, sondern weil es seinen Wunsch symbolisierte, Wissen zu teilen und weiterzugeben.
Was ihn auszeichnete, war nicht nur seine große Kompetenz als Richter – er gehörte zu den aktivsten weltweit und war entscheidend an der Weiterentwicklung der Bewertungsregeln beteiligt – sondern auch sein Einsatz für andere. Als langjähriger Präsident der IKGH war er maßgeblich daran beteiligt, die Standards der Guppyzucht zu professionalisieren. Und trotzdem war er nie unnahbar: Viele Anfänger wurden von ihm ermutigt, unterstützt, teils mit einfachen, großzügigen Gesten wie dem Versenden seltener Fische an Zuchtinteressierte – ganz ohne Gegenleistung.
Besonders schätzte ich, dass er nie die Rolle des Präsidenten über Menschen stellte. Auch nachdem er nicht mehr offiziell im Amt war, konnte man ihn jederzeit um Rat fragen. Und Stephen antwortete – stets ruhig, freundlich, überlegt.
Er war ein stiller Zeitgenosse, einer, der nicht viele Worte machte, aber bei dem jedes Wort Gewicht hatte. Seine Art, zu kommunizieren, war nicht laut – aber sie war ehrlich und zutiefst menschlich. Er war einer der Menschen, die mit wenigen Sätzen viel vermitteln konnten.
Im Namen all derer, die Stephen kannten, möchte ich einfach Danke sagen. Für seine Arbeit, seine Geduld, sein Fachwissen, und vor allem für seine Menschlichkeit. Er war ein Freund, ein Vorbild, ein Förderer und ein ganz besonderer Teil der Gemeinschaft, die unsere Leidenschaft für Guppys verbindet.
Wir werden ihn nicht vergessen – weder als Präsident noch als Mensch. Sein Vermächtnis lebt weiter in den Tieren, in den Regelwerken, die er mitgestaltet hat, und in den Herzen derer, die das Glück hatten, ihm zu begegnen.
Ruhe in Frieden, Stephen.

One comment
Hans Trum
Was für eine wunderschöne Geschichte über Stephen.
Ich selbst hatte letztes Jahr die Ehre, ihn zum ersten Mal zu treffen in Diepenbeek Belgien.
Nicht wissend, dass dies auch das letzte mal sein würde.
Grüßen aus Holland,
Hans Trum
Mitglied des Niederländischen Guppy-clubs